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Der älteste „Retro-Train“
Wertvoller Schrott
Bei Ausstellungen werde ich oft gefragt, welches mein Lieblingszug, oder welcher der Älteste sei. Die erste Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn jeder hat seine Geschichte und ist mir so auch mit dem werken daran ans Herz gewachsen. Sei es nun dass er in schrottreifem Zustand von mir aufgearbeitet, oder von Grund auf selber gebaut wurde. Die zweite Frage ist rascher beantwortet: Die Blech Vorkriegswagen Marke „Bing“. Ich bekam die 4 Wagen an einer Börse für einen magischen Franken angeboten. Eigentlich wollte der Händler sie ins Alteisen werfen, nahm sie aber doch mit an die Börse und da wollte sie niemand kaufen. Nun gut: Die Räder fehlten, in den Wagenboden waren in der Vergangenheit Löcher gebohrt worden und teilweise waren die Laschen/Ösen-Kupplungen abgebrochen. Da dachte ich, dass ich vielleicht Märklin-Kupplungen anbringen könnte, da die Bing-Kupplungen (so man hier von solchen reden kann) unmöglich mit Märklin kompatibel sind. Räder waren relativ schnell gefunden und eingepasst. Nach einer schonungsvollen Reinigung, nahm ich die Wagen noch unbearbeitet erstmals an eine Ausstellung mit zum zeigen. Als ein Sammler, der sich gut auskannte diese Wagen sah, geriet er ins schwärmen und verriet mir, dass dies teilweise sogar „Vorkriegsproduktion“ (30er Jahre) sei und es schade ist, dass da herumgebastelt wurde. Es seien aber wegen des guten Zustandes trotzdem noch immer sehr wertvolle Wagen. Als er erfuhr, dass nicht ich der „Frevel-Bastler“ war und zu welchem Preis ich zu den Wagen kam schlug er freudig die Hände über dem Kopf zusammen und gratulierte mir. Er empfahl mir auch, ja nichts mehr an den Wagen zu verändern…Die Idee mit den Märklin-Kupplungen war soeben gestorben. Das heisst nicht ganz: Beim ersten Wagen hatte der „Frevelbastler“ beim bohren sogar tatsächlich die Mitte getroffen. Dort wurde als Übergang eine Märklin Kupplung eingeschraubt. Bei den anderen Wagen, bei welchen eine Kupplung fehlte, nutzte ich die Löcher und Öffnungen im Boden des Wagens, um den Draht zu befestigen, an dessen anderen Ende von mir zum einhängen ein Haken oder eine Schlaufe gedreht wurde. Die Wagen laufen nun problemlos und es soll hier auch gesagt sein, dass ich für berechtigte, sachliche Kritik immer empfänglich bin und gerne dazu lerne. Auch diese „Bing“ Wagen haben nun von mir ein zweites Leben geschenkt erhalten, wenn man bedenkt, dass sie beinahe im Alteisen geendet hätten….

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